Cannabinoid – was ist das?
Der Begriff Cannabinoid bezeichnet eine Gruppe chemischer Verbindungen, die mit den Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper interagieren. Ursprünglich wurde der Name von den Wirkstoffen der Cannabispflanze abgeleitet, heute umfasst er jedoch auch körpereigene (endogene) und synthetische Cannabinoide.
Grundsätzlich lassen sich drei Hauptgruppen unterscheiden:
- Phytocannabinoide – natürliche Cannabinoide aus der Cannabispflanze (z. B. THC, CBD, CBG).
- Endocannabinoide – körpereigene Botenstoffe wie Anandamid oder 2-AG, die ähnliche Rezeptoren aktivieren.
- Synthetische Cannabinoide – im Labor hergestellte Substanzen, die das Endocannabinoid-System gezielt beeinflussen, meist zu Forschungszwecken.
In der Cannabispflanze wurden inzwischen über 140 verschiedene Cannabinoide identifiziert. Neben den bekannten Wirkstoffen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) sind viele weitere Verbindungen noch Gegenstand intensiver Forschung.
Was machen Cannabinoide im Körper?
Cannabinoide wirken über das sogenannte Endocannabinoid-System (ECS) – ein komplexes Netzwerk aus Rezeptoren, Enzymen und Botenstoffen. Dieses System reguliert zahlreiche Prozesse, die mit Stimmung, Appetit, Schmerzempfinden, Gedächtnis und Schlaf in Verbindung stehen.
Wenn Cannabinoide an ihre Rezeptoren binden, können sie:
- die Ausschüttung von Neurotransmittern im Gehirn modulieren,
- Entzündungsreaktionen hemmen,
- Muskelspannung und Schmerzempfinden beeinflussen,
- und das emotionale Wohlbefinden regulieren.
THC wirkt psychoaktiv, indem es direkt an CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem bindet, was die typischen Rauscheffekte erklärt. CBD dagegen wirkt nicht berauschend, moduliert aber das System indirekt und wird daher in der medizinischen Forschung wegen seiner neuroprotektiven und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt.
Das ECS trägt wesentlich zur Homöostase des Körpers bei – es hilft, innere Gleichgewichte zu bewahren und auf Stress zu reagieren.
Was sind Cannabinoid-Rezeptoren?
Die wichtigsten Cannabinoid-Rezeptoren heißen CB1 und CB2.
- CB1-Rezeptoren kommen überwiegend im Gehirn und Nervensystem vor. Ihre Aktivierung beeinflusst Wahrnehmung, Gedächtnis, Koordination und Stimmung.
- CB2-Rezeptoren finden sich vor allem im Immunsystem und in peripheren Geweben. Sie regulieren Entzündungsprozesse und Immunantworten.
Darüber hinaus gibt es Hinweise auf weitere, weniger erforschte Rezeptoren, die ebenfalls durch Cannabinoide beeinflusst werden (z. B. GPR55 oder TRPV1).
Das Zusammenspiel dieser Rezeptoren mit endogenen und externen Cannabinoiden macht das Endocannabinoid-System zu einem wichtigen Ansatzpunkt für neue therapeutische Strategien, etwa bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder Epilepsie.
Was ist Cannabinoid-Blend?
Ein Cannabinoid-Blend bezeichnet eine Mischung mehrerer Cannabinoide, häufig in Kombination mit Trägerstoffen oder Aromakomponenten. Diese Blends werden in der Forschung verwendet, um Synergieeffekte zwischen den Wirkstoffen zu untersuchen – das sogenannte „Entourage-Effekt“-Prinzip.
Dabei wird angenommen, dass bestimmte Cannabinoide und Terpene gemeinsam stärkere oder ausgewogenere Wirkungen erzielen, als wenn sie einzeln verabreicht werden.
⚠️ Hinweis: Außerhalb des wissenschaftlichen Kontexts werden synthetische Cannabinoid-Blends gelegentlich als „Räuchermischungen“ missbraucht. Diese sind meist hochpotent und gefährlich, da ihre Zusammensetzung und Dosierung unkontrolliert sind.
Was ist Cannabinoid-Extrakt?
Ein Cannabinoid-Extrakt ist ein konzentriertes Produkt, das durch Extraktion von Cannabinoiden aus der Cannabispflanze oder anderen Ausgangsstoffen gewonnen wird.
Zu den gängigen Extraktionsmethoden zählen:
- CO₂-Extraktion – besonders rein, lösemittelfrei und häufig in der medizinischen Forschung genutzt.
- Ethanol- oder Butan-Extraktion – effizient, aber potenziell mit Rückständen behaftet.
- Lipid-Extraktion – zur Herstellung von Ölen oder Pasten geeignet.
Solche Extrakte enthalten häufig ein definiertes Verhältnis von Cannabinoiden, z. B. 1:1 THC zu CBD, oder reine isolierte Substanzen. In der Forschung werden sie eingesetzt, um pharmakologische Effekte, Stabilität und Dosierung zu untersuchen.
Fazit
Cannabinoide bilden ein faszinierendes Forschungsfeld zwischen Biochemie, Medizin und Pharmakologie. Sie wirken direkt auf das Endocannabinoid-System, das für viele lebenswichtige Prozesse verantwortlich ist.
Obwohl natürliche Cannabinoide wie THC und CBD schon lange bekannt sind, steht die Wissenschaft noch am Anfang, ihr gesamtes Potenzial zu verstehen. Besonders synthetische Cannabinoide, Extrakte und Blends ermöglichen es Forschern, die Mechanismen dieses Systems präzise zu erforschen – doch ihr Gebrauch erfordert Sachkenntnis und Sorgfalt.
Mit wachsendem Wissen über Cannabinoide entstehen neue Perspektiven für Medizin, Schmerztherapie und Neurowissenschaft – und zugleich ein besseres Verständnis, wie fein abgestimmt der menschliche Körper tatsächlich funktioniert.